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Sharenting und seine Folgen: Wenn Eltern online zu viel teilen und wie sich das auf die Zukunft ihrer Kinder auswirkt

Bitdefender

Februar 16, 2024

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Sharenting und seine Folgen: Wenn Eltern online zu viel teilen und wie sich das auf die Zukunft ihrer Kinder auswirkt

Sharenting ist ein Kunstwort aus „Sharing“ und „Parenting“ und beschreibt die Praxis von Eltern, Fotos und Videos ihrer Kinder in den sozialen Medien zu teilen.

Viele sehen es als vermeintlich harmlose Möglichkeit, um Verwandte auf dem Laufenden zu halten oder sich mit anderen Eltern auszutauschen. Doch birgt Sharenting auch Risiken, die Eltern oft nicht bedenken. Einige dieser Risiken wie Mobbing oder Missbrauch durch Fremde sind bekannter, während andere erst durch Technologiefortschritte, künstliche Intelligenz und immer neue Verfahren zur Datenerfassung an Bedeutung gewinnen: Deepfakes, Datenschutzverletzungen und Identitätsdiebstahl.

Die digitale Spur, die Sharenting für unsere Kinder hinterlässt, wirft neue Fragen rund um ihre Privatsphäre, ihr Recht auf Einverständnis und ihre digitalen Rechte auf.

Eine digitale Identität noch vor der Geburt? Heute ganz normal

Die digitale Identität vieler Kinder beginnt heute mit einem Post. Den Anfang macht meist die Ankündigung der Schwangerschaft oder ein Ultraschallbild, geteilt in den sozialen Netzwerken.

Von diesem Moment an erschaffen Eltern Tag für Tag, Post für Post, eine umfassende digitale Identität für ihr Kind, mit immer neuen Details – wie Farben auf einer leeren Leinwand. Bis ein Kind alt genug ist, das Internet selbst zu nutzen, ist sein digitaler Fußabdruck oft größer als der seiner Eltern und enthält unterschiedlichste Informationen: Wir kennen Namen und Alter, den Klang seiner Stimme, wissen, was es gerne anzieht und isst und was bei ihm Wutanfälle auslöst.

Sind die Profile der Eltern auch noch öffentlich, wird dieser Informationsschatz für jedermann leicht zugänglich, was Missbrauch Tür und Tor öffnet. Kommt es in den Online-Konten der Eltern zu einer Datenpanne, werden auch die Informationen des Kindes preisgegeben.

Fünf Gefahren des Sharentings

Heute sprechen wir über die Schattenseiten des Sharenting, um Eltern für einen bewussteren Umgang mit Inhalten zu sensibilisieren und ihnen zeigen, wie sie jederzeit die Kontrolle über die persönlichen Daten ihrer Familie behalten können.

1. Informationen in den falschen Händen

Das Teilen von Kinderfotos im Internet kann Kinder auch sehr realen Gefahren aussetzen, im schlimmsten Fall geraten sie so ins Visier von Missbrauchstätern. Digitale Bilder verraten ungewollt vieles über unsere Kinder: Wo sie wann sind, was sie gerne tun oder wo sie am liebsten spielen.

Nehmen wir zum Beispiel ein Foto vom ersten Schultag. Es offenbart Details wie die Schule des Kindes oder den Namen der Straße, in der die Familie wohnt. Geotags ermöglichen es Personen mit schlechten Absichten, sogar den aktuellen Standort des Kindes nachzuvollziehen.

Missbrauchstäter können auf diese Bilder zugreifen, ohne zu Ihren Kontakten zu gehören, besonders wenn Ihr Profil öffentlich ist oder einer Ihrer Kontakte sie öffentlich oder mit anderen „Freunden“ geteilt hat.

Videos und Fotos, die in sozialen Netzwerken gepostet werden, können gekapert und missbraucht werden, um Fake-Profile zu erstellen, sie mit anderen Fremden zu teilen oder sie in zwielichtigen Netzwerken zu verbreiten.

Ein einziges Foto oder eine Sprachaufnahme reicht schon aus, um per KI „Doppelgänger“ zu erstellen, die dann bei Betrugsversuchen gegen die Eltern eingesetzt werden. Ein eindringliches Beispiel hierfür ist die Geschichte einer Familie aus den USA, deren schreckliche Erfahrung Sie hier nachlesen können (EN).

2. Identitätsdiebstahl schon bei den Allerjüngsten

Man könnte meinen, Identitätsdiebstahl beträfe nur Erwachsene, aber tatsächlich ist die digitale Identität eines Kindes für Cyberkriminelle noch verlockender: Sie sind ein unbeschriebenes Blatt – über sie gibt es noch keine Aufzeichnungen und sie sind noch nicht auffällig geworden.

Wussten Sie schon?

  • Laut Prognosen des britischen Finanzunternehmens Barclays wird bis 2030 das öffentliche Teilen von Fotos durch Eltern für zwei Drittel aller Identitätsdiebstähle verantwortlich sein. (Quelle: bbc.com)
  • Identitätsbetrug bei Kindern kostet Familien in den USA jährlich fast 1 Milliarde Dollar. Jedes 50. Kind ist betroffen und Eltern und Erziehungsberechtigte müssen viel Zeit investieren, um dagegen vorzugehen (laut Javelin Strategy's Child Identity Fraud).

Selbst vermeintlich harmlose Details können sich als Goldgrube für Identitätsdiebe erweisen. Ein Betrüger könnte Fotos nutzen, um Ihre Adresse zu ermitteln, oder Informationen aus Ihren Posts auswerten, um Ihre Passwörter oder Antworten auf Sicherheitsfragen zu erraten. Persönlichere Informationen wie der Mädchenname der Mutter, Namen von Haustieren und Geschichten aus Schule oder Urlaub finden sich oft in den Social-Media-Konten von Elternteilen.

Kommen Daten hinzu, die durch Phishing, aus dem Darknet nach Datenlecks oder von öffentlichen Diensten bezogen wurden, können Cyberkriminelle problemlos die Identität eines Kindes für ihre Zwecke stehlen. So können sie sich Zugang zu Bankkonten verschaffen oder Kredite beantragen. Und weil nur wenige Eltern oder gesetzliche Vertreter regelmäßig die Kreditwürdigkeit ihrer Kinder überprüfen, kann der Betrug jahrelang unentdeckt bleiben.

3. Digitales Kidnapping

Digitales Kidnapping ist eine Form des Identitätsdiebstahls, bei der die Fotos eines Kindes gestohlen und dann so in sozialen Netzwerken präsentiert werden, als handele es sich um das eigene Kind. Dieser Missbrauch privater Bilder geschieht oft aus niederen Motiven und in der Absicht, sensible Informationen preiszugeben. Die Folgen reichen von der Beeinträchtigung der Zukunftschancen des Kindes, wie etwa der Zulassung zu einer Universität, bis hin zur Gefahr, Opfer von Mobbing zu werden.

4. Profiling als Langzeitproblem für Kinder

Die zunehmende Datensammelwut liefert einen weiteren triftigen Grund für einen sorgsameren Umgang mit persönlichen Daten. Informationen über unsere Vorlieben und Abneigungen, finanziellen Verhältnisse, Alter, ethnische Herkunft, Religion und vieles mehr werden immer und überall gesammelt, ausgewertet und an Werbetreibende verkauft. Je mehr Daten Sie über Ihr Kind preisgeben, desto leichter wird es für Werbetreibende, es gezielt anzusprechen, noch bevor es alt genug ist, um informierte Kaufentscheidungen zu treffen.

Doch das ist nicht die einzige Gefahr. Mit der Weiterentwicklung des maschinellen Lernens könnten gesammelte Daten verwendet werden, um verschiedene Aspekte einer Person zu analysieren oder vorherzusagen – zum Beispiel Leistung im Beruf, finanzielle Sicherheit, Gesundheit, persönliche Vorlieben, Interessen, Zuverlässigkeit und Verhalten. Organisationen könnten diese Profile nutzen, um ihre Entscheidungsfindung zu unterstützen. Banken könnten beispielsweise Profiling einsetzen, um zu entscheiden, ob jemand einen Kredit erhält, und Hochschulen, um zu beurteilen, ob ein Bewerber zu ihnen passt.

Die konkreten Zukunftsauswirkungen der digitalen Spuren, die wir für unsere Kinder hinterlassen, lassen sich nur schwer vorhersagen.

5. Online-Privatsphäre und das Recht auf die eigene digitale Identität

Es ist heute wichtiger denn je, die Online-Privatsphäre zu schützen und Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre digitale Identität selbst zu formen. Ein Bericht des Children's Commissioner for England aus dem Jahr 2018 offenbarte, dass eine Person in Großbritannien bis zum 18. Lebensjahr durchschnittlich rund 70.000 Mal in Online-Posts erwähnt wird.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welchen Einfluss das auf die Online-Privatsphäre und Identität eines Kindes haben kann. Was einmal im Internet geteilt wurde, bleibt dort für immer erhalten, selbst wenn der ursprüngliche Beitrag gelöscht wird. Unter den vielen geteilten Fotos befinden sich möglicherweise auch solche, die das Kind nicht unbedingt im besten Licht dastehen lassen.

Das kann später im Leben zu einigen Peinlichkeiten führen. Zudem sind gesellschaftliche Normen immer im Wandel: Was vor zehn Jahren kein Problem war, könnte in Zukunft anders bewertet werden.

Ein weiteres überzeugendes Argument gegen Sharenting ist, dass jedes Kind das Recht haben sollte, seine eigene digitale Identität zu formen und selbst zu entscheiden, welche Aspekte seines Lebens den Weg ins Internet finden und welche lieber privat bleiben.

Praktische Tipps zum Schutz der digitalen Identität Ihrer Kinder:

Soziale Medien können natürlich auch Spaß machen. Damit Sie sie auch in Zukunft unbeschwert nutzen können, möchten wir Ihnen ein paar Strategien an die Hand geben, mit denen Sie die potenziellen Risiken für Ihre Kinder minimieren können:

1. Sicher teilen: Statt Fotos und Videos Ihres Kindes auf sozialen Netzwerken zu posten, verwenden Sie lieber private, verschlüsselte und damit sichere Messenger-Dienste.

2. Empfängerkreis einschränken: Teilen Sie Kinderfotos nicht mit Ihrer gesamten Online-Community. Erstellen Sie stattdessen geschlossene Gruppen mit Familienmitgliedern und engen Freunden und bitten Sie sie, die Bilder nicht weiterzugeben.

3. Standortdienste deaktivieren: Achten Sie darauf, keine Fotos an Orten aufzunehmen, die Ihren Standort verraten könnten, wie vor Ihrem Haus oder der Schule, und deaktivieren Sie die Standortdienste auf Ihrem Telefon und in Ihren Apps.

4. Einverständnis einholen: Ist Ihr Kind alt genug, suchen Sie vor der Veröffentlichung im Netz das Gespräch und versichern Sie sich, dass es damit einverstanden ist. Vergessen Sie nicht, auch die Meinung des anderen Elternteils einzuholen.

5. Selektiv vorgehen: Wählen Sie bewusst aus, welche Bilder Sie teilen. Verzichten Sie auf Fotos, die (jetzt oder in Zukunft) die Privatsphäre Ihres Kindes verletzen könnten, wie Aufnahmen im Schwimmanzug oder in der Badewanne.  Ziehen Sie in Betracht, das Gesicht Ihres Kindes zu verdecken, zum Beispiel indem Sie es nur von hinten fotografieren oder Emojis einfügen.

6. Kontosicherheit stärken: Passen Sie die Privatsphäre-Einstellungen in Ihren Profilen an, um die Sichtbarkeit Ihrer Beiträge zu begrenzen. Beschränken Sie den Zugang zu Ihren Inhalten auf Personen, die Sie persönlich kennen. So verhindern Sie, dass Fremde Fotos oder Videos Ihrer Kinder sehen.

7. Auf Datenlecks achten: Überprüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Daten von Datenpannen betroffen sind, denn solche Sicherheitsverletzungen können sensible Informationen über Ihre Familie für Hacker und Identitätsdiebe zugänglich machen. Nutzen Sie Dienste wie Bitdefender Digital Identity Protection, um sofort benachrichtigt zu werden, wenn Ihre Daten im Internet auftauchen. So haben Sie Ihren digitalen Fußabdruck immer im Blick, wissen, wer Ihre Daten hat, und können mit nur einem Klick Sicherheitslücken schließen.

Mit Bitdefender Digital Identity Protection erfahren Sie, was das Internet über Sie und Ihre Familie weiß.

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The meaning of Bitdefender’s mascot, the Dacian Draco, a symbol that depicts a mythical animal with a wolf’s head and a dragon’s body, is “to watch” and to “guard with a sharp eye.”

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