Fernsehsender gehackt: Selenskyj ruft in Deepfake-Video vermeintlich zur Kapitulation auf

Es ist nicht unbedingt der überzeugendste Deepfake, den wir je gesehen haben.

Aber gestern kursierte in den sozialen Medien ein Video, das zumindest auf den ersten Blick den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj zu zeigen schien, wie er sein Volk und seine Armee dazu aufrief, die Waffen niederzulegen und sich der russischen Invasionsarmee zu ergeben.

Dabei ist der falsche Selenskyj zu sehen, wie er hinter einem Podium steht und erklärt, dass er beschlossen hat, den Donbas zurückzugeben. Alle Anstrengungen seiner Armee, den russischen Angriff abzuwehren, seien gescheitert.

„Ich rate euch, die Waffen niederzulegen und zu euren Familien zurückzukehren. Es lohnt sich nicht, in diesem Krieg zu sterben. Ich rate euch zu leben. Das werde ich auch tun.“

Das Ganze ist jedoch eine Fälschung – und keine besonders gute. Selenskyj hat nichts davon gesagt. Vielmehr wurde ein digitales Video manipuliert und ein gefälschtes Gesicht eingefügt, das jedoch nicht zum restlichen Körper zu passen scheint.

In einem Post auf seinem Instagram-Account versicherte Selenskyj, dass er die Ukraine auch weiterhin verteidigt und bezeichnete den Deepfake als „kindisch“.

Auch Snopes weist darauf hin, dass die Größe von Selenskyjs Kopf in dem Deepfake-Video in keinem Verhältnis zu seinem Körper steht.

Snopes macht Unterschied zwischen dem Deepfake und dem echten Selenskyj mit diesem direkten Vergleich noch deutlicher:

Es ist schwer zu sagen, ob der Hackerangriff auf den Sender Ukraine 24 und der Deepfake von Selenskyj das Werk eines staatlich geförderten Akteurs war oder nicht, aber es ist davon auszugehen, dass jeder ernsthafte staatlich unterstützte Versuch zur Manipulation der ukrainischen Bevölkerung überzeugender ausgefallen wäre.

Ein Opfer des Informationskriegs ist der ukrainische Nachrichtensender Ukraine 24, der auf Facebook erklärte, seine Website und seine Live-Übertragung seien gehackt worden, um die Falschnachricht zur Kapitulation der Ukraine zu verbreiten.

Facebook teilte unterdessen mit, dass es das Deepfake-Video wegen Verstoßes gegen die Richtlinien der Website entfernt und andere soziale Netzwerke informiert habe.

Angesichts der anhaltenden Kampfhandlungen in der Ukraine werden uns Desinformation, verunstaltete Gesichter, Verwirrung und – das ist zumindest anzunehmen – besser gemachte Deepfake-Videos auch weiterhin begleiten, um Fake News zu verbreiten und Menschen zu verunsichern.