Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt, dass unser Surf-Verhalten von verschiedensten Anbietern aufgezeichnet, analysiert und ausgewertet wird. Diese Informationen bestehen zwar größtenteils aus nicht personenbezogenen Daten, können von Werbetreibenden aber dennoch verwendet werden, um umfassende und zutreffende Verhaltensprofile anzulegen. Diese Informationen sind überaus wertvoll, helfen sie Unternehmen doch dabei, ihr Zielpublikum besser einzugrenzen und Nutzer gezielt mit individuellen Werbeanzeigen anzusprechen.
Was aber, wenn Ihr Verhalten nicht mehr länger nur im Internet, sondern in Ihrem eigenen Zuhause analysiert wird? Damit die Sprachsteuerung auf einem Smart-TV funktionieren kann, muss dieser permanent zuhören, um die richtigen Schlüsselwörter zu erkennen. Das Mikrofon ist also zu jeder Zeit eingeschaltet und belauscht alle Geräusche in seiner Umgebung, bis es ein bestimmtes Muster erkennt, so zum Beispiel „Smart-TV einschalten“.
Besitzt man also einen Smart-TV mit einer solchen Sprachfunktion, hat man gewissermaßen immer einen Fremden im eigenen Haus, der sich zwar möglichst unauffällig verhält, dabei aber zu jedem Zeitpunkt jede noch so private Unterhaltung mit Ihren Liebsten belauscht. Allerdings handelt es sich hier nicht nur um eine einzelne Person, denn unter Umständen hören gleich mehrere dritte Parteien mit.
Samsung hat eingeräumt, dass Dritte auf Ihre Audioeingaben bei der übermittlung von Sprachbefehlen an Ihren Smart-TV zugreifen können, doch wie viele andere Anbieter sind wirklich bereit, diese Informationen so offen mit der öffentlichkeit zu teilen? Privatsphäre ist ein heiß diskutiertes Thema und einige Länder haben strenge Gesetze, um ihre Bürger vor Eingriffen in ihre Privatsphäre zu schützen.
Und auch wenn diese Drittanbieter nur die Sprachverarbeitungs-Engines für die Befehlserkennung bereitstellen, könnten sie vielleicht nebenbei auch alle anderen Spracheingaben für die Syntaxanalyse erhalten. Ob sie diese Daten auch wirklich speichern und für die Erstellung von Nutzerprofilen verwenden, ist rein spekulativ.
Im Internet der Dinge vermischen sich häufig die Technologien verschiedener Anbieter, womit stets das Risiko einhergeht, dass Sicherheitslücken entstehen oder persönliche Benutzerinformationen unsachgemäß gehandhabt werden. Wir entscheiden uns schnell für einen Fernseher, der auf unsere Anfragen reagiert und über unsere Gesten gesteuert werden kann, machen uns aber nur selten Gedanken darüber, wie viel von unserer Privatsphäre wir für solche Annehmlichkeiten aufgeben.
Angesichts der zunehmenden Verbreitung von internetfähigen Geräten und integrierter Spracherkennung wird Privatsphäre in Zukunft immer schwerer zu finden sein – selbst in unseren eigenen vier Wänden. Wenn bald alle Geräte im Haushalt damit anfangen, unsere Unterhaltungen zu belauschen und an Dritte weiterzuleiten, müssen wir uns dann in Selbstzensur üben, auch wenn wir allein zuhause sind?
Nicht jeder ist bereit, seine Privatsphäre für eine simple Funktion im Smart TV aufzugeben, die genauso gut mit jeder herkömmlichen Fernbedienung ersetzt werden kann. Wir erleben momentan eine Revolution in der Gesetzgebung, bei der händeringend neue Definitionen gesucht werden, um die Privatsphäre des Einzelnen abzugrenzen und festzulegen, wie weit Unternehmen und Technologien in unser Leben eingreifen dürfen.
Deutsche Datenschutzgesetze sind speziell darauf ausgelegt, dem Einzelnen die volle Kontrolle über seine personenbezogenen Daten zu geben und verurteilen jegliche Handlung, die dies außer Acht lässt. Da überrascht es wenig, dass diese neueste Entwicklung im Bereich der Smart-TVs bei einigen Menschen wohl für großen Unmut gesorgt hat.
Stellen Sie sich vor, dass manche dieser Geräte, die in aller Regel für die Gestensteuerung auch mit Webcams ausgestattet sind, vielleicht auch Live-Bilder aus Ihrem Heim übertragen. Schon vor einigen Jahren waren wir auf Exploits aufmerksam geworden, die Software-Sicherheitslücken in Laptop-Treibern ausnutzten, um Webcams unbemerkt zu aktivieren und Nutzer auszuspionieren.
Tatsache ist, dass jedes internetfähige Gerät in Ihrem Haus gegen Sie verwendet werden kann, um in Ihre Privatsphäre einzugreifen. Egal ob Ihre Unterhaltungen belauscht oder Live-Bilder übertragen werden, die Sie in Unterwäsche auf dem Sofa zeigen, es ist unstrittig, dass die Technologien rund um das Internet der Dinge entweder bessere Sicherheitsvorkehrungen oder neue Gesetzesvorschriften dringend benötigen.
Wenn Sie selbst einen Smart-TV mit Spracherkennung Ihr Eigen nennen und um Ihre Privatsphäre besorgt sind, wäre es eine gute Vorsichtsmaßnahme, diese Funktion zu deaktivieren, wenn Sie nicht mit Sicherheit sagen können, ob Sie insgeheim im eigenen Zuhause von Fremden überwacht werden.
rn
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