Social Media ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden und beim Blick auf unsere Newsfeeds geht es schon längst nicht mehr nur um verlässliche Nachrichten oder das gemeinsame Lachen mit Freunden. Stattdessen lassen wir uns immer öfter zu schier endlosen Streitgesprächen mit Fremden hinreißen, die uns emotional so aufwühlen, dass wir oft unangemessen reagieren oder Dinge sagen, die wir lieber für uns behalten hätten.
Im Internet werden Fehler selten verziehen
Wutausbrüche über Schlagzeilen und Beiträge in den sozialen Medien treten mit beunruhigender Regelmäßigkeit auf und keiner von uns ist davor gefeit. Ein Tippfehler, eine gegenteilige Meinung oder eine Annahme reichen oft schon aus, um negative Emotionen zu befeuern und heftige Reaktionen in den Kommentarspalten auszulösen.
In jeder Form der Online-Diskussion lässt sich beobachten, dass die Beteiligten immer aufgebrachter werden und dabei ein ungehobeltes und kontraproduktives Verhalten an den Tag legen, unter dem das gesellschaftliche Miteinander immer mehr leidet. Heutzutage ist es leicht, sich hinter dem Bildschirm zu verstecken und seine Mitmenschen im Internet zu schikanieren oder zu beleidigen. Diese Flexibilität gepaart mit Anonymität und räumlicher Distanz verstärkt die Spannungen zwischen den Beteiligten, die nur selten für ihr beunruhigendes Verhalten zur Verantwortung gezogen werden.
Woher kommt die Wut in den sozialen Medien?
Das Internet macht es uns leicht, abweichende Meinungen zu äußern und unseren Frustrationen freien Lauf zu lassen, ohne uns den Konsequenzen stellen zu müssen – zumindest vorerst. Die sozialen Medien werden immer mehr zu einem Spiel mit sehr hohen Einsätzen. Da wird die Online-Plattform zu einer Bühne, auf der wir einen Diskurs führen, der oft wie die Zeichen auf unseren Tastaturen sehr eingeschränkt ist und ohne die Vorteile einer nuancierten Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht auskommen muss.
„Es kann uns allen irgendwann passieren: Wir gehen online und haben das Gefühl, dass es um mehr geht, wir nehmen ein Publikum war und wollen eine Schlacht nicht verloren geben“, so Nansi Lungu, Verhaltensanalyst bei Bitdefender. „Ich finde es wichtig, dass Menschen ihre Meinung äußern können. Das große Problem daran ist nur, dass es ihnen mittlerweile an emotionaler Flexibilität und Argumentationsvermögen mangelt.“
Gute Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass man verschiedene Standpunkte betrachtet, versucht, sie zu verstehen, und dann darauf reagiert. „Dem Online-Diskurs in den sozialen Medien fehlen jedoch jegliche biologische Signale“, so Nansi weiter.
Da ist es oft schwer zu unterscheiden, ob jemand wirklich aggressiv auftritt oder das Gesagte vielleicht nur ironisch gemeint war. Zudem haben Menschen in der digitalen Welt das Gefühl, dass ihr Gegenüber das soziale Gleichgewicht verschiebt, und man vermutet schneller Ungerechtigkeiten und böse Absichten.
„Und natürlich werden Menschen, die sich aus einem solchen Kampf nicht mehr befreien können, zusehends unglücklicher“, stellt er fest. „Von einem Streitgespräch, einer Unterhaltung, in der man nicht das letzte Wort hatte, kann man sich nur schwer lösen. Diese Art der Konfrontation hat gleich mehrere negative Auswirkungen. Zum einen leidet die Produktivität im eigenen Leben, schließlich ist man ständig damit beschäftigt, irgendwelche Kämpfe auszutragen. Aber das kostet nicht nur Zeit. Man kann sich auch schwerer konzentrieren und verliert die Fähigkeit, sich auf andere Sichtweisen einzulassen.“
Ein Lektion in Online-Aggressionsbewältigung
Anders als im persönlichen Gespräch neigen Menschen im Internet viel schneller dazu, ihren Gegenüber zu provozieren.
Nansi ist überzeugt, dass die Moderation des virtuellen Diskurses besonders für Kinder unerlässlich ist, die richtiges Verhalten im Internet noch erlernen müssen.
„Die sozialen Medien sind eine Arena, die nicht so funktioniert, wie wir uns das wünschen. Sie wird durch unsere Interaktionen bestimmt“, sagt er. „Unsere Kinder müssen lernen, dass Respekt für andere Menschen ein fundamentaler menschlicher Wert ist. Aber auch wir selbst können emotional flexibler werden. Man braucht eine gewisse emotionale Flexibilität und eine gewisse Grundzufriedenheit, um sich einem solchen destruktiven Verhalten zu entziehen; wir müssen aufhören zu denken, dass unsere Ideen die Welt der Menschen um uns herum morgen verändern werden.“
Die Wut des Einzelnen lässt sich einfach ausnutzen
Organisierte Desinformationskampagnen und Fake News werden oft von Emotionen befeuert. Nansi weist insbesondere darauf hin, dass Wut eine sehr leicht zu manipulierende Emotion ist.
„MRT-Studien zeigen, dass Gefühle wie Wut, Angst und Ekel das kognitive System sehr schnell durchlaufen und es dabei lähmen. Diese Gefühle nehmen zudem physische Abkürzungen in dem Sinne, dass sie die exekutiven Bereiche unseres Körpers schneller erreichen und den Neokortex blockieren. Wenn wir zum Beispiel hören, dass allein die Ideen eines anderen uns Schmerzen bereitet haben, sind diese biologischen Reaktionen durchaus nachvollziehbar. Im Laufe unserer Evolution waren schnelle und grundlegende Reaktionen sinnvoll und Ekel war eine davon. Wenn man sich vor einer Idee ekelt, wird dieselbe Hirnregion angesprochen wie beim Ekel vor einem bestimmten Geschmack oder Geruch.“
Soziale Medien werden gerne zur Verbreitung von Fake News missbraucht. Die entsprechenden Inhalte sollen starke emotionale Reaktionen hervorrufen. Damit soll Ihnen nicht unbedingt unmittelbar geschadet werden, aber oftmals werden so Clickbait-Seiten verbreitet, die wiederum mit zahlreichen Sicherheitsrisiken einhergehen. Auch verliert man schnell den Blick für die wirklich wichtigen Dinge und verfällt in Panik oder Wut und trägt so unbewusst zur Verbreitung von Falschinformationen bei.
Darum sollten Informationen stets anhand verschiedener Quellen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden, bevor man sie retweetet oder in den sozialen Medien teilt. Das fördert nicht nur kritisches Denken, sondern trägt auch zu einem guten Ruf im Internet bei.
Man muss nicht unbedingt der gleichen Meinung sein, um ein respektvolles und ergiebiges Gespräch zu führen. Wir müssen lernen, dass es uns besser bekommt, auch im Internet Kompromisse einzugehen und die Verantwortung für unsere Worte und Taten zu übernehmen. Jeder neue unbedachte wütende Tweet oder Kommentar, jeder persönliche Angriff provoziert nur mehr der gleichen unschönen Gegenreaktionen, was wiederum immer größeren gesellschaftlichen und psychischen Schaden anrichtet.
Bleiben Sie sicher!
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The meaning of Bitdefender’s mascot, the Dacian Draco, a symbol that depicts a mythical animal with a wolf’s head and a dragon’s body, is “to watch” and to “guard with a sharp eye.”
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